Farbenlehre
1 Licht
Lichtstrahlen sind von einer natürlichen oder künstlichen Lichtquelle ausgehende, elektromagnetische Wellen. Sie entstehen dadurch, dass bei steigender Wärmezufuhr eine Änderung der Elektronenstruktur eintritt (kernnahe Elektronen wechseln mit kernfernen).
Elektromagnetische Schwingungen (Strahlungen) haben verschiedene Wellenlängen (Frequenzen).
Wellenlänge
Rot: | 620-780 (ca.) nm | Grün: | 490-560 (ca.) nm |
Orange: | 595-615 (ca.) nm | Blau: | 446-485 (ca.) nm |
Gelb: | 571-590 (ca.) nm | Violett: | 380-450 (ca.) nm |
2 Optische Gesetze
2.1 Lichtbrechung
Fraktion, Refraktion
Trifft das Licht auf einen durchlässigen Körper, wird der Lichtstrahl sowohl beim Eintritt als auch beim Austritt gebrochen. Je nach optischer Dichte ist die Brechungsstärke verschieden, man nennt diese die Brechungszahl.
Trifft ein Lichtstrahl auf eine ebene, glatte Fläche, wird er im gleichen Winkel wie der Lichtstrahl auftritt, wieder zurückgeworfen.
Gerichtete Reflexion
Parallel auftretende Lichtstrahlen werden parallel zurückgeworfen. Die Oberfläche glänzt.
Diffuse Reflexion
Parallel auftretende Lichtstrahlen werden auf einer rauen Oberfläche in verschiedene Richtungen zurückgeworfen. Die Oberfläche erscheint matt.
Gestreute Rückstrahlung (Remission)
Treffen Lichtstrahlen auf eine Oberfläche, die sie zwar eindringen, aber nicht durchdringen läßt, werden diese gestreut reflektiert. Auch diese Oberfläche erscheint matt.
Lichtdurchgang (Transmission)
Treffen Lichtstrahlen auf bestimmte Stoffe (durchsichtige) auf, können sie diese ohne Ablenkung durchdringen. Die Oberfläche ist klar und durchsichtig. Wird ein geringer Teil abgelenkt, erscheint der Körper farbig transparent.
2.2 Lichtspiegelung
Rückstrahlung oder Reflexion
- Trifft weißes Licht auf einen Körper, der einen Teil reflektiert und den Rest in Wärme umwandelt, erscheint der Körper farbig.
- Trifft weißes Licht auf einen weißen Körper auf, wird dieses vollständig reflektiert. Es erfolgt keine Absorption.
2.3 Lichtabschwächung
Absorption
- Trifft weißes Licht auf einen schwarzen Körper auf, erfolgt keine Reflexion. Die Lichtenergie wird in Wärme umgewandelt.
Subtraktive Farbmischung
Mischt man körperhafte Farben (z. B. Rot Gelb Blau) zusammen, wird der Lichtwert immer weniger.
Rot | Gelb | = Orange | |
Rot | Blau | = Violett | = Schwarz |
Gelb | Blau | = Grün |
3 Farbe
Das sichtbare weiße Licht kann durch Brechung in seine Teile zerlegt werden. Diese Brechung kann durch Wassertropfen (= Regenbogen), durch Glasprismen oder sonstige Medien erfolgen.
Da verschieden lange Wellen verschieden stark gebrochen werden, kommt es zu einer Zerlegung in die farbigen Anteile = Spektralfarben: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Violett.
Farbe ist ein Teil des weißen Lichtes.
Wo kein Licht ist, kann auch keine Farbe sichtbar werden.
4 Farbmischung
Additive Farbmischung
Mischt man farbiges Licht zusammen, entsteht aus
Orange | Violett | = Rot | |
Grün | Violett | = Blau | |
Orange | Grün | = Gelb | = Weiß |
Alle Farben gehen von drei Grund-(Haupt-Primär-)Farben aus.
Diese sind weder aus anderen Farben mischbar, noch können sie weiter zerlegt werden.
Mischt man zwei nebeneinander liegende Grundfarben miteinander, entstehen die Sekundärfarben.
Mischt man Grundfarben im Verhältnis 2:1 miteinander, entstehen die Mischfarben:
Rotorange, Gelborange, Gelbgrün, Blaugrün, Blauviolett, Rotviolett.
Mischt man Sekundärfarben miteinander, erhält man die sogenannten Tertiärfarben. Je nach Anteil der Primärfarbe ergeben sich Grautöne, die in die gelbe, rote oder blaue Richtung tendieren.
Durch Veränderung des Mischverhältnisses läßt sich die Farbskala beliebig erweitern.
Alle Farben können mit Weiß beliebig stark aufgehellt und mit Schwarz abgedunkelt werden, wodurch verschiedene Farbreihen entstehen.
5 Das Sehen
Das Auge dient dem Menschen dazu, sichtbares Licht und damit helle und dunkle Flächen und Körper, Licht und Schatten sowie Farben wahrzunehmen.
Das Auge besteht aus einer Optik mit Pupille (Blende) und einer Linse (Objektiv).
wenig Licht — weite Pupille
viel Licht — enge Pupille
Die in der Lederhaut liegende Hornhaut läßt elektromagnetische Schwingungen mit einer Wellenlänge zwischen ca. 300-1500 nm passieren. Ein Teil des unsichtbaren Lichtes wird ausgesondert. Die Linse sondert weiter aus und läßt nur noch Wellenlängen von ca. 380 bis 760 nm durchgehen.
Der sichtbare Lichtstrahl gelangt durch Kammerflüssigkeit in den Glaskörper und auf die Netzhaut. Diese besteht aus mehreren Schichten (Nervenfaserschicht und Zellschichten). Darunter eingebettet sind die Stäbchen und Zapfen, wobei in der Mitte der Netzhaut, gegenüber der Linse, die Zapfen vorherrschen.
In der sogenannten Sehgrube (fovea centra) mit einem Durchmesser von etwa 1 mm sind nur Zapfen vorhanden.
An der Außenseite der Retina überwiegen die Stäbchen. Ansonsten sind Stäbchen und Zäpfchen nebeneinander angeordnet. Über die Stäbchen und Zapfen wird die physikalische Energie der elektromagnetischen Schwingungen umgewandelt und durch den Sehnerv über das Gehirn zum Sehzentrum geleitet.
- Nervenzellen
- Nervenfaserschicht
- Stäbchen
- Zapfen
- Ganglienzellen
Diese schematische Darstellung nach „Hollwich" zeigt auf, wie zwei Leitungen der Sehbahn vom Auge weg verlaufen.
1. Die optische Leitung — vom Auge über den lateralen Kniehöcker zur Sehrinde — übermittelt das Bild.
2. Die energetische Leitung — vom Auge über die vegetativen Zwischenhirnkerne, die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) und eine weitere Leitung zum Rückenmark — übermittelt die Energie der elektromagnetischen Schwingungen.
Durch diese Schaltung wird auch die physiologisch-anatomische Grundlage der behaglichen Farb-Lichtstimmung geschaffen.
Bedingt durch ihre Krümmung wirkt die Hornhaut bereits wie eine Sammellinse.
- Oberes Lid
- Vordere Augenkammer
- Regenbogenhaut
- Hornhaut
- Unteres Lid
- Linse
- Ziliarmuskel 8 Glaskörper
- Sehachse
- Gelber Fleck
- Blinder Fleck
- Sehne
- Augenmuskel
- Lederhaut
- Netzhaut (Retina)
- Aderhaut 6 Hypophyse 7 Leitung zum Rückenmark 8 Kleinhirn 9 Großhirn
6 Bestimmung von Farben Farbmessung
Die Farbtemperatur ist je nach Wellenlänge verschieden. Je länger der Wellenbereich, desto wärmer erscheint uns die Farbe.
Maßeinheit für die Temperatur = Kelvin.
Der Mensch kann Farbe nur subjektiv beurteilen. Sie ist abhängig von den Lichtverhältnissen der Tageszeiten und der Umgebung. In der Farbmetrik wird die Farbe mit entsprechenden technischen Geräten genau festgelegt und mit Zahlenwerten ausgedrückt.
Jede Farbe wird nach bestimmten Gesichtspunkten beurteilt:
6.1 Farbton
Der Farbton wird durch die Wellenlänge, des Lichtes und durch die Reflexionsfähigkeit des bestrahlten Körpers bestimmt. Die Wellenlänge wird in Nanometer (=1/1000000 mm) gemessen.
Das weiße Licht liegt im Bereich zwischen 380 u. 780 nm
380-780 nm | violett | 445-480 nm | blau | ||
480-530 nm | grün | 530-588 nm | gelb | ||
588-626 nm | orange | 627-780 nm | rot |
6.2 Sättigung
Die Sättigung beschreibt den Grad der Buntheit gegenüber einem Grau gleicher Helligkeit.
Die Feststellung erfolgt durch Vergleich mit den Farben des Spektrums oder der Grautonreihe. Unter voller Sättigung versteht man die höchste Reinheit einer Farbe.
6.3 Helligkeit
Die Helligkeit gibt die Stärke der Lichtempfindung an und wird durch das Reflexionsvermögen eines Farbkörpers bestimmt. Sie ist abhängig vom Weißanteil (bei körperhaften Farben).
Die Festlegung erfolgt durch den Vergleich mit der Grautonreihe.
7 Farbwirkung und Symbolik
Rot
Teufel, Dämon, Mars, Haß, Feuer, Glut, Gefahr, Leidenschaft, Trieb, Fieber, Energie, Spannung, Aufruhr, Revolution, Gewalt, Krieg, Brand, Eroberung, Kampf, Stärke, Sieg, Freiheit, Selbstvertrauen, Appetit, Sex
glühend, heiß, feurig, sehr bunt, leuchtend, stark, ausstrahlend, dicht, undurchsichtig, sehr aktiv, frech, hitzig, ordinär, laut, aufdringlich, aufpeitschend, aggressiv, mitreißend, erschütternd, hem-mungslos, aufregend, fesselnd, kämpferisch, explosiv, herrisch, energisch, extrovertiert
Gelb
Sonne, Jenseits, Licht, Gott, Heilig, Pracht, Reichtum, Übermaß, Gepränge, Erleuchtung, Erlösung, Befreiung, Erleichterung, Verstand, Wissen, Weisheit, Logik, Philosophie
heiter, hell, strahlend, leuchtend, warm, erhebend, anregend, auffordernd, unbeschwert, tätig, schwebend, grenzenlos, klar, hoheitsvoll
Blau
Teue, Glauben, Himmel, Luft, Ferne, Gott, Atmosphäre, Unendlichkeit, Unsterblichkeit, Ewigkeit, Offenbarung, Sicherheit, Einheit, Einsamkeit, Winter, Wasser, Nerven, Geist, Denken, männliches Geschlecht, Merkur
passiv, kalt, still, ruhig, sanft, ernst, introvertiert, zurückweisend, weit, hintergründig, wegziehend, schwebend, entspannend, lösend, widerstandslos, ausgeglichen, zufrieden, harmonisch, feierlich, romantisch
Violett
Religion, Buße, Fasten, Trauer, Sterben, Frömmigkeit, Aberglaube, Weltunter- gang, Katastrophe, Dämmerung, Resi- gnation, Konflikt, Alter, Erfahrung, Un- terbewußtsein, Magie, Zauber, Verwand- lung, Erotik
geheimnisvoll, unheimlich, unruhig, ungewiß, unerforscht, mystisch, rätselhaft, drohend, beunruhigend, erschreckend, hintergründig, bedrückend, nachdenklich, traurig, depressiv, düster, zwiespältig, geschlechtslos, naiv, märchenhaft, gefühlsbetont, vergänglich
Bedingt durch ihre symbolische und psychologische Wirkung werden in verschiedenen Bereichen bestimmte Farben bevorzugt.
Bereich | Hauptfarbe | Nebenfarbe |
Lebensmittel | Grün, Weiß | Grün, Weiß |
Küchen | Weiß, Beige | Grau |
Molkerei- produkte | Blau/Weiß Grün/Weiß | Orange |
Kosmetik | Rosa, Hellblau | Weiß, Schwarz |
Möbelherstellung | Grün, Hellgrün | Hellorange |
Textilbereich | Beige, Rosa, Hellblau | Weiß, Oliv |
Feinmechanik | Blaugrau, stumpfes Grün | Beige, Hellgelb |
Großmontage | Blau, Orange | Gelb, Weiß |
Metallherstellung | Stahlblau | Rotorange |
Krankenhäuser | Weiß, Beige, Hellbraun, Hellgrün | Orange, Violett, Olivgrün |
Schulen | Beige, Hellbraun, Hellgrün, Hellgrau | Orange, Braun, Grün, Violett, Gelb |
7.1 Bevorzugte Farben der verschiedenen Altersstufen
Die Entwicklung der Farbempfindung ist mit etwa 16-18 Jahren abgeschlossen. Mit zunehmendem Alter werden die bevorzugten Farben stumpfer und dunkler ausgewählt, sofern nicht durch psychologische Haltungen eine bewußte Veränderung vorgenommen wird.
7.2 Farbe und Persönlichkeit
Eine Vorliebe für helle Farben zeugt für Aufgeschlossenheit und Umweltbezogenheit. Dunkle (speziell violette) Töne lassen auf Depressionen schließen. Rot und Orangetöne weisen auf aktive, tatkräftige, aber auch impulsive Menschen hin. Grüntöne deuten auf Hoffnungsfreudigkeit, Zukunftserwartung und Aufgeschlossenheit. Blautöne weisen auf geistige Interessen hin. Völliges Weiß zeugt von Isoliertheit.
8 Farbsysteme
5.8.1 DIN-Farbsystem
Dieses System basiert auf 24 Bunttönen (= 24teiliger Farbkreis), wobei die Numerierung von Gelb (1) über Rot und Blau bis Gelbgrün (24) geht. Diese Zahl wird als Bunttonzahl genannt.
Zu jedem dieser Bunttöne gibt es eine Abstufung in 10 Dunkelstufen (Die hellstmögliche Farbe = Dunkelstufe 0, das ideale Schwarz = Dunkelstufe 10).
Jede dieser Dunkelstufen erhält in weiterer Folge noch verschiedene Sättigungsstufen zugeordnet (normal bis zu 7).
8.1 Das RAL-Farbsystem
ist eine Sammlung von Farben aus Praxis und Wirtschaft und wird vorwiegend im öffentlichen Bereich angewendet. Es besteht aus ca. 150 Farbmustern, die eine relativ gute Auswahl ermöglichen.
Vorteile:
- vierstellige Numerierung erleichtert die Übersicht
- weltweit gleiche Farbtöne für Handwerk und Industrie
- Register überall erhältlich
- zusätzliche Benennung möglich
- sichere Vergleichsmöglichkeiten
Nachteile:
- Farbauswahl für Individualisten zu gering
- Farbkonzept nicht logisch
- Gefahr der Vereinheitlichung von Farbgestaltung
Numerierung:
RAL | 1000 | = Gelb | 6000 | = Grün | ||||
2000 | = Orange | 7000 | = Grau | |||||
3000 | = Rot | 8000 | = Braun | |||||
4000 | = Violett | 9000 | = Weiß | |||||
5000 | = Blau | Alu, Schwarz | ||||||
F7 | = Reflexfarben | F81 | = Farben im Straßenverkehr |
8.2 NCS-Farbsystem
baut auf sechs Grundtönen auf: Weiß, Schwarz, Rot, Gelb, Blau und Grün.
Die Farbordnung wird bestimmt durch den Farbton, den Vollfarbenanteil und den Schwarzanteil.
Der Farbkreis wird in vier Quadranten geteilt. Zwischen den vier Farben liegen je neun Bunttöne, so daß der Kreis insgesamt 40 Farbtöne enthält.
Die bunten Grundfarben werden durch die Initialen
Y (Yellow = Gelb), R (Red = Rot), B (Blue = Blau) und (Green = Grün) gekennzeichnet. Schwarz wird mit S und Weiß mit W angegeben.
Bei Vollfarben wird die vierstellige Kennzahl durch C ersetzt.
Anstelle der Bunttonzahl wird bei Weiß, Grau und Schwarz ein N (für neutral) gesetzt. Sie haben die Sättigungsstufe S 0.
9.1 Der Hell- Dunkel Kontrast
ist der Unterschied zwischen hellen und dunklen Farben. Hell und Dunkel bestimmen unseren Lebensrhythmus (Tag — Nacht).
Es gibt zwei Möglichkeiten diesen Unterschied darzustellen.
- Zwischen Schwarz und Weiß
- Zwischen diesen beiden Polen liegen die Grautöne. Schwarz und Weiß sind die stärksten Ausdrucksmittel.
Betrachtet man den 6teiligen Farbenkreis, sieht man, daß Gelb die hellste und Violett die dunkelste Farbe ist. Zwischen anderen Farben ist der Kontrast geringer.
Dieser Kontrast ist in fast allen Farbkombinationen vorhanden und daher ein wesentliches Element der Gestaltung mit Farben.
Eine Hell-Dunkel-Abstufung von Farben ist in allen Bereichen deutlich sichtbar.
9.2 Der Komplementär-Kontrast
ist der Farbunterschied zwischen Farben, die sich im Farbkreis gegenüberliegen.
In einem komplementären Farbenpaar sind immer die drei Grundfarben enthalten. Mischt man ein komplementäres Färbenpaar, entsteht ein neutrales Grau (Grundfarben werden 1 : 0,5 : 0,5) gemischt.
9.3 Der Kalt-Warm-Kontrast
ist der Farbunterschied zwischen kalten und warmen Farben.
Kalte Farben
Kalte Farben erzeugen ein Gefühl der Kälte, weil sie vom Farbton her an Wasser, Schnee, Eis,usw. erinnern. Sie bilden die linke Seite des Farbkreises vom Gelbgrün bis Violett. Blaugrün ist die kälteste Farbe des Farbkreises.
Warme Farben
Warme Farben erzeugen ein Wärmegefühl, weil sie vom Farbton her an Sonne, Licht, Feuer usw. erinnern. Sie bilden die rechte Seite des Farbkreises von Gelb bis Rotviolett. Rotorange ist die wärmste Farbe (= Pol).
Mit Weiß aufgehellt verlieren Farben an Wärme. Mit Schwarz abgedunkelt werden kalte Farben etwas wärmer. Kalte Farben drücken Ferne und warme Farben drücken Nähe aus.
9.4 Der Simultan-Kontrast
Damit bezeichnen wir die Erscheinung, daß unser Auge zu einer gegebenen Farbe immer gleichzeitig (= simultan) die Komplementärfarbe verlangt.
Die komplementären Farbenpaare des 6teiligen Farbkreises sind:
- Rot — Grün (Gelb Blau)
- Gelb — Violett (Rot Blau)
- Blau — Orange (Rot Gelb)
Genauso wie unser Auge zu einer dunklen Fläche immer einen hellen Gegenpol sucht, sucht es zu einer Farbe immer als Ausgleich die Komplementärfarbe. Diese empfinden wir allgemein als sehr angenehm und wenden deshalb diesen Kontrast sehr oft auch unbewußt an.
Es ist dies eine Farbempfindung im Auge, die nicht real vorhanden ist.
Diese Empfindung ist um so stärker, je länger wir eine Farbe betrachten und je leuchtender sie ist. Der ganze Effekt beruht darauf, daß unser Auge am wenigsten gefordert wird, wenn es eine graue Fläche sieht. Da durch die komplementäre Farbmischung ein neutrales Grau entsteht, sucht sich das Auge immer die komplementäre Farbe, und wenn diese nicht vorhanden ist, täuscht es diese vor.
9.5 Der Qualitäts-Kontast
ist der Farbunterschied zwischen reinen, gesättigten Farben und gemischten, trüben Farben.
Wird eine reine Farbe aufgehellt oder abgedunkelt, verliert sie an Leuchtkraft.
Schwarz nimmt den Farben ihren farbigen Charakter. Weiß gibt Farben einen anderen Farbwert (= aufgehellt). Die komplementäre Farbe vergraut die Farbwirkung des Reintones.
Je intensiver (reiner) eine Farbe ist, desto vorsichtiger muß sie in ihrer Umgebung eingesetzt werden und desto schwieriger ist ihre harmonische Kombination mit anderen Farben
10 Farbe und Wirkung
Voraussetzung für die Gestaltung mit Farben sind erkennbare Fakten, wie Größe, Form, Material und Struktur, Lichteinwirkungen und Umgebung.
Eine gelbe Abbildung auf weißem Hintergrund wirkt dezent, fein und wenig auffällig. Ein schnelles Wahrnehmen ist nicht möglich. Auf Schwarz wirkt sie hell, auffallend und aggressiv, wodurch sie schnell wahrnehmbar wird.
Rot auf Weiß wirkt kräftig, auffallend, dunkel und energisch. Die Aussage ist klar, eindeutig und fällt auf. Rot auf Schwarz wirkt leuchtend, strahlend, feurig und fesselnd, ist jedoch schwer wahrnehmbar.
Blau auf Weiß ist dunkel und kräftig. Weiß wird gesteigert. Dadurch ergibt sich eine gute und schnelle Wahrnehmung. Auf Schwarz wirkt Blau hell, leuchtend, kalt und entfernt. Die Wahrnehmung wird schwieriger — Formen verschwimmen leicht.
Ein stark farbiger Boden steigert die Perspektive
Querlaufende Linien oder Streifen verkürzen den Raum
Längs laufende Streifen an den Seitenwänden und Boden-Wand-Kontrast vertiefen den Raum
Gegen den Fluchtpunkt verlaufende Linien und eine farbige Rückwand ergeben eine starke Raumverkürzung
11 Farbgestaltung außen
Bei der Außengestaltung stoßen die persönlichen Interessen auf die Allgemeininteressen. Daher ist es notwendig, daß die Farbgestaltung möglichst den vielschichtigen Anforderungen der Allgemeinheit entspricht.
Bei der Farbgestaltung ist zu beachten:
- Die Architektur
- Der Baukörper (groß, klein, durchsichtig, anziehend, statisch, dynamisch, Proportionen, Material, Oberfläche, nicht veränderbare Farben, Licht und Schattenwirkung, technische Voraussetzungen, Umgebung, Zusammenhang mit anderen Objekten)
- Der Baustil (Epoche, Bauzeit)
- Die Bauweise (Schichtbau, Skelettbau)
- Das Dach (Form, Gliederung, Material)
- Die Fläche (Gliederung, Balkone, Fenster, Türen und Tore, Fensterläden, Gesimse, Brüstungen, Arkaden, Loggien, Erker, Sockel ...)
- Besonderheiten (Vorgärten, Vordächer, Lampen, Beleuchtung, Werbung, Kunstwerke, Bauvorschriften, Denkmalschutz)
- Der Ort
- Geographische Lage
- Größe
- Geschichte
- Atraße oder Platz
- Verkehr
- Vegetation
- Der Mensch
- Individuell (Alter, Geschlecht, soziale Stellung, subjektive Interessen und Wünsche, Farbempfinden)
- Gemeinschaft (Hausbewohner, Hausbenützer, Hausbesitzer, Kunden ...)
- Die Nutzung
- Private Nutzung (Wohnung usw.)
- Geschäftliche Nutzung (Verkaufsräume, Büros, Arbeitsräume ...)
- Kollektive Nutzung (Ämter, Behörden, Freizeiteinrichtungen, Sportanlagen, Krankenhäuser, Altersheime ...)
- Der Entwurf
- Gestaltung (Farbharmonie, Bezug zu Material und Form, Farb- und Formkontrast)
- Mensch (subjektive Wünsche, allgemeine Normen und Vorstellungen, traditionelle und modische Ansichten ..)
- Material (Art, Eigenschaften, Verarbeitung, Oberfläche, Kosten)
- Die Präsentation
- Skizzen, Pläne und Farbauszüge
- Fotos und Modelle
- Werkstoffmuster
- Gesetze und Vorschriften
- Begründungen und Erläuterungen